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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 19.11.2008


Coconami - Coconami
Tatjana Zilg

Ist das minimalistisch? Nami, eine Japanerin, die Bayern zur Wahlheimat erklärte, lässt das fantastische Timbre ihrer Stimme dem Ukulele-Spiel ihres Auswanderer-Gefährten Miyaji begegnen. Das ...




… Ergebnis ist keineswegs reduziert, denn sie erkunden komplexe Tongeflechte genauso wie eingängige Melodien.

Mut beweist das Duo nicht nur bei der Wahl der Instrumentierung. Drei Schwerpunkte bilden die Substanz für ihre Songs: Aus japanischem Songmaterial, bayerischem Volksgut und dem Drei-Akkorde-Punk der Ramones entwickeln sie ihre Cover-Versionen. Vielen MusikerkollegInnen wäre das wohl zu gewagt, aber Nami und Miyaji gelingt es, diese konträren Tonwelten durch ihre einzigartigen Interpretationen - die ganz auf die Zauberkraft der Ukulele und einen kraftvollen, einnehmenden Gesang setzen - miteinander zu vernetzen. Das Ergebnis hört sich viel weniger bizarr an, als es diese Konstellation vermuten lässt: Die hellen Töne des Ukulele-Spiels strahlen eine beschwingte Fröhlichkeit aus und lassen die Melodien in purer Klarheit erlebbar werden. Damit die Ukulele nicht zu viel Last auf ihren zierlichen Hohlkörper geladen bekommt, greift Nami bei einigen Songs ergänzend zu Blockflöte und Kalimba.

Zwei aus Japan erforschen Bayern und die unendlichen Möglichkeiten der Musik

Dem Charme des kleinen Zupfinstrumentes erlag Miyaji, als er mit seiner Band "Tiki Tiki Bamboooos" durch Japan, USA und Hawaii tourte. Er verliebte sich in die Ukulele und nahm seine herkömmliche Gitarre kaum noch in die Hand. Für Neues begeistert sich der globale Japaner ohnehin schnell. Einst gelernter Elektrotechniker, schwenkte er vom technischen Handwerk auf die Kunst des Brotbackens um. Er begann eine Ausbildung bei einem Bäcker in Nagoya. Als sein Chef von den vielen Brotsorten in Deutschland schwärmte, flog der abenteuerlich gesinnte Geselle um die halbe Welt und heuerte 1995 in einer Münchner Backstube an. Eigentlich gefiel ihm sein neues Tätigkeitsfeld, dennoch ließ ihm die Musik immer weniger Zeit zum Brotbacken.

Nach den Erfolgen mit seiner Band traf er auf ein japanisches Gesangstalent, das ebenso wie er die Möglichkeit genutzt hatte, in München einige entscheidende Schritte auf dem persönlichen Berufsweg zu gehen und die Geburt von Coconami wurde eingeleitet. Die Liebe zur Musik ergriff Nami schon lange Zeit zuvor in Japan. Mit vier Jahren begann sie, das Klavierspiel zu erlernen. Später sang sie im Schulchor und studierte Gesang. Klassische Musik "Made In Germany" brachte ihr Herzblut so sehr zum Brodeln, dass sie beschloss, nach Deutschland zu reisen und das hiesige Kulturgut zu erforschen. Als Erstes widmete sie sich dem Erlernen der deutschen Sprache - offensichtlich mit viel Talent und Ehrgeiz, denn sowohl Deutsch als auch Englisch artikuliert sie auf den Songs des Debuts völlig akzentfrei. Obwohl das Duo Coconami auf Erfolgspfaden wandelt, geht sie parallel einer zweiten Berufung nach. Einem Ratschlag ihres Großvaters folgend studierte sie in Deutschland Musiktherapie und arbeitet seit einigen Jahren in der Psychiatrie.

Um den deutsch-japanischen Kulturaustausch richtig zünftig werden zu lassen, gibt es bei Coconami noch einen Dritten im Bunde: Ferdl, der Wirt des bayerisch-japanischen Wirtshauses "NoMiYa", assistierte bei der Sichtung der bayerischen Volkslieder und stiftete seine Stimme für stilgerechten Gesang im urig bayerischen Dialekt auf "Heuschreck" und "Mir fahrn mit da Zilln übern See".

Weiterhören: Misha und Clare Bowditch.

Coconami im Netz: miyaji.info und auf Myspace.

AVIVA-Tipp: Witzig, schneidig, munter und in den Melodien bezaubernd filigran, tänzeln die Songs von Coconami ins Ohr. Für SprachforscherInnen besonders empfehlenswert: Kompliziert wirkendes Japanisch, erdiges Bayerisch, perfektes Hochdeutsch und punkiges Englisch geben sich hier fern von Babylon ein Stelldichein.

Coconami
Coconami

Label: Trikont, VÖ September 2008



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Beitrag vom 19.11.2008

AVIVA-Redaktion